Der Schutz der Gelenke ist für alle Recken eine ernste Sache, denn gerade die stumpfen und sehr schweren Schaukampfwaffen sind eine Gefährdung für Ellenbogen und Knie. Diese waren natürlich schon vor einigen hundert Jahren gefährdet – nur halt von scharfen Waffen. Dank dem, können wir uns heute an einer großen Auswahl von schlachterprobten Beinzeug erfreuen.
Im Folgendem soll ein kleiner Überblick und Kauftipps gegeben werden, um Schäden am Knie vorzubeugen und bequeme Nutzung zu garantieren.
Eine gänzlich andere Stelle über die die wenigsten Codex Belli oder Huskarl-Kämpfer nachdenken, ist der Schutz der große Hauptarterie, die auf der Innenseite eurer Oberschenkel verläuft. Wird sie aufgerissen seit ihr in wenigen bewusstlos und dann Sekunden tot.
Leider sind diese Stellen gerade dann exponiert, wenn Ihr euch in Kampfhaltung befindet (leicht in den Knien und ein Bein vorn) . Besonders bei Codex Belli Veranstaltungen wird man von Sperrkämpfern mit vorliebe dort getroffen, denn es gibt einfach weniger alternative Trefferflächen als im Hurskarl. Meisten hinterlässt das ordentliche blaue Flecke, die einen dann drei Wochen begleiten, es kann aber auch ernst ausgehen. Somit gibt es von der historisch korrekten Darstellung einmal abgesehen, also gute Gründe sich Beinlinge oder andere Beinpanzerung zuzulegen.
Diechlinge: Allgemein ein Beinschutz, heute als Terminus für Oberschenkelschutz gebraucht.
Beinlinge: Ein über die ganze Länge des Beins gehender Schutz aus Gambeson-Material oder Platte.
Kniekacheln: Ein Knieschutz aus Metall, meist von einem Lederstreifen um die Kniekehlen gehalten, sieht aus wie ein Eierbecher für das Knie :)
Beinröhre: Eine Metallröhre die sowohl Schienbein als auch Wade schützten und das komplette untere Bein umschließen. Der Verschluss besteht zumeist aus einem Scharnier oder Lederriemen.
Schöße / Tessen / Hauberg / Kettenrock: Beschreiben alle einen Oberschenkelschutz der entweder Teil der Torsopanzerung ist (der Hauberg ist z. Bsp. ein knielanges Kettenhemd) oder an dieser angebracht wird (Tessen sind Metalllamellen die vom Torsopanzer runterhängen).
Diechlinge beschreiben heute einen Oberschenkelschutz der entweder aus Gambeson-Material besteht, aus Platte oder das Brigantinen-Prinzip nutzt (Metallplättchen oder Metallstreifen aufgenietet auf Leder). Angemerkt sei, dass sich die Beinpanzerung von unten nach oben entwickelte (aufgrund des knielangen Kettenhemdes). Ursprünglich beschrieben Diechlinge also einen Unterschenkelschutz. Zur Zeit der Kreuzzüge bestand der Knieschutz vor allem aus einem Lederstreifen über dem Knie (auf dem Beinkettenzeug), auf welchem ein Stahlstreifen befestigt wurde der das Knie umschloss wie ein Ring.
Als die Kettenhemden kürzer wurden (ja, nicht dur die Röcke wurden mit der Zeit kürzer) begannen „Kniekacheln“ das Gelenk zu schützen. Als die Kettenhemden dann noch kürzer wurden, erfand man die Ober-Diechlinge, also die Diechlinge die den Oberschenkel schützen. Diese findet man heute im jeden Mittelalter Shop zu kaufen. Insbesondere für Landsknechte und Reiter kamen später geschichtete Lamellenpanzer hinzu welche an der Torsopanzerung befestigt wurden (Schöße und Tessen). Das hatte den Vorteil einer einfacheren Wartung (Austauschen einzelner Lamellen), sowie der Gewichtseinsparung im Vergleich zur Beinröhren und höheren Tragekomfort. Da außerdem Sölnder die Ausrüstung häufig selbst zahlen mussten, spielten auch die geringeren Anschaffungskosten eine Rolle.
Im allgemeinem machte die Dreiteilung des Beinzeugs in Unter-Diechlinge, Kniekachel und Ober-Diechlinge natürlich den Transport, die Reparatur und die Lagerung wesentlich leichter. Auch kann man sich alles Stück für Stück zusammen kaufen bzw. reparieren.
Euch sei geraten, wenn es an Geld mangelt, wenigstens die Knie zu schützen, also kauft Kniekacheln (wenn das in eure Zeit passt). Geht das nicht, dann verwendet moderne Protektoren unter eurer Garnitur, hier würde ich zu Schützern aus dem Motorcross raten. Davon ab kosten Ober-Diechlinge aus Gambeson-Material nicht viel und schützen eure Schlagader effektiv, denn normalerweise wird mit stumpfen Waffen gekämpft und etwaige Verletzungen entstehen durch dumme Zufälle. Im Eberkopf zu viel Stoßkraft reingelegt oder scharfe Kanten übersehen und schon ist es geschehen.
Als Schnittschutz könnten auch schon dicke Wickel aus Leinenstoff reichen (viele Lagen nutzen!), dies könnte eine akzeptable Lösung für Wikinger darstellen. Gleiches gilt für Germanen, Slawen und Goten-Darsteller, die alle nter der relativ primitiven Schutzausrüstung ihrer Vorbilder leiden.
Nach modernem Verständnis ist ein Diechlingen ein aus Polstermaterial gefertigtes Hosenbein welches bis zum oder kurz über das Knie reicht. Es wird über das Bein gestülpt und durch eine Schlaufe am Rüstgurt befestigt.Ein Bundeswehr-Koppeltragesystem eignet sich dafür sehr gut, ein normaler Nietengürtel tut es auch.
Heute besteht das Obermaterial zumeist aus Baumwolle oder Segeltuchstoff, historisch Korrekte Diechlinge verwenden Leinen. Allerdings ist Leinen nicht so reißfest wie die anderen Varianten und nutzt sich schnell ab (zusätzlich ist es teurer). Alle Varianten sind gepolstert (Innenfutter aus Wolle und/ oder Industriefilz) und versteppt. Gute Produkte weisen eine längs- und querversteppung auf und sind an der Kniekehle nur leicht versteppt oder mit vielen kleinen Reihen (erleichtert das Beugen des Beines).
Die dicke der meisten Diechlinge reicht aus, einen Schlag oder Stich von Schmerzhaft auf Spürbar herabzusetzen und schützt etwas vor blauen Flecken. Für Vollkontakt sind sie jedoch absolut ungenügend, dafür sollte unbedingt zusätzlich eine Motorrad-Panzerung getragen werden und Beinplatte.
Viele Ober-Diechlinge reichen bis kurz unter das Knie. Das kommt uns sehr gelegen, denn es bietet uns die Möglichkeit Metallscheiben auf die Diechlinge zu nächsteln, die unser Kniegelenk schützen. Dazu benötigen wir zwei etwas 10cm durchmessende konische Metallscheiben mit einer mittigen Bohrung für die Ledernesteln. Auf der Unterseite der Metallscheiben sollten wir außerdem Fell kleben, als Polsterung.
Die Nestelung sollte natürlich kurz über dem Kniegelenk liegen und nicht genau darauf. Erhalten die Scheiben einen Schlag, leitet die Halterung die Wucht ab. Die Scheiben schützen das Knie, da sie sich durch die mittige Befestigung in Schlagrichtung neigen und so das Knie bedecken ohne es direkt zu berühren, außerdem verteilt die größere Fläche die Wucht. Viele Recken verwenden diese Scheiben auch als Nackenschutz, befstigt an der Kettenhaube bzw. Helmbrünne.
Diechlinge aus Platte oder als Brigandine sind besonders bei Darstellern ab dem 14. Jahrhundert beliebt und gehören außerdem zu jedem gotischen Plattenpanzer dazu. alle Modelle für die Oberschenkel sind auf der Rückseite offen, da sonst Sitzen und Reiten nicht möglich wäre (Beispiel Schenkeldruck) oder sehr unbequem (Rand würde beim auf und Ab des Pferdes scheuern).
Ihr benötigt auf jeden Fall einen sehr stabilen Rüstgurt aus Leder, am besten mit vernieteten Löchern für die Ledernesteln.
Alternativen zum Rüstgurt sind Wemse mit Löchern am unteren rand durch welche die Lederriemen der Diechlinge geführt werden oder Koppeltragesystem (gibt es gebraucht günstig vom Bund).
Kauft ihr euch Oberdiechlinge aus Metall, also Beinzeug, wird das Gewicht euch kontinuierlich nach vorne ziehen – Laufen und Rennen ist sehr nervig damit. Das liegt daran, dass die Beinrüstung nur auf der Oberschenkelvorderseite ist, und hinten nichts. Etwas ausgleichen kann man das durch ein Koppelgurtsystem aus Bundeswehrbeständen, das verläuft über die Schultern und kostet weniger als 10 Euro.
Ein weiteres Problem ist das schlappern beim Laufen, selbst mit sehr eng gestelten Lederriemen lässt sich Eigenbewegung nicht vermeiden, gerade bei Stangenware die nicht perfekt passt. Hier kommt es zu Blauenflecken und Schwellungen, es hilft sich Stoff (Handtuch) unter die Oberdiechlinge zu legen, grade am Knie oder Stoff-Diechlinge darunter anzuziehen.
Beinplatten sind belastend und fordern Ausdauer, wer nicht gut in Form ist, sollte vor seiner ersten Schlacht Konditionstraining machen, natürlich mit Beinplatten. Nach einer Weile lernt euer Körper sich an die Belastung anzupassen und gewöhnt sich an das Tragegefühl. Weiter verbessern kann man den Tragekomfort mit einer kompletten Ausrüstung an eisernen beinzeug. Komplett bedeutet hier Ober-Diechlinge, Kniekacheln, Beinröhre und adequates Schuwerk. Das wiegt sehr viel, allerdings wird das gewicht vom obersten Teil direkt in die Schuhe geleitet, denn in gewisser Weise stehen die Beinplatten aufeinander. Dieses Modell entspricht dann jedoch schon einer teuren Vollplattenrüstung und kann natürlich weder von Wikingern noch Normannen getragen werden.