Geschichte des Katana

Die Geschichte des Katana

Die Geschichte des Katanas, welches den Höhepunkt der Schwertentwicklung in Japan darstellt, kann nicht ohne die Geschichte des Schwertes erzählt werden. Und die Geschichte des Schwertes nicht ohne die des Landes und seiner Schlachten. Die Entwicklung der japanischen Schwerter läst sich in folgende Punkte einteilen:

  • aller erste Schwerter – etwa 500 v. Chr.
  • Chokutō- etwa zwischen 0 – 300 Jh. (nicht sicher)
  • ōkotō (Antik) – alles bis etwa 900 Jh.
  • kotō („alte“ Schwerterdesigns) 900-1596
  • shintō (neue Schwerterdesigns) 1596-1780
  • shinshintō 1781-1876
  • gendaitō (moderne Schwerter) 1876-1945
  • shinsakutō (industrielle/ neu gemachte Schwerter) 1953–jetzt

Ab etwa 900 n. Ch. entwickelte sich das japan. Langschwert (Tachi), aus diesem entstand das Katana, allerdings über den Umweg einer dritten Waffe namens Uchigatana. Streng genommen sind Uchigatana bereits die ersten Katanas, jedoch waren sie zu Beginn der Entwicklung sehr viel länger als zum Ende hin. Das zweihändige Tachi wurde auch weiterhin benutzt, das Katana/ Uchigatana ist also kein Nachfolger sondern eine Abspaltung. Tachi sind länger als Katana (bis zu 80 cm vs. 60-76 cm), schlanker und stärker gebogen – aufgrund der größeren Reichweite blieb es sehr beliebt bei der Kavallerie und war fester Bestandteil der Samurai-Ausrüstung. Katanas gehörten, ab der Edo-Epoche, zur Zivilkleidung der Samurai, nicht zur Kampfausrüstung. In der Edo-Epoche herrschte 200 Jahre durchgehend „Frieden“, weshalb die Samurai eher zu handlichen, kürzeren Schwertern tendierte und im Alltag trug.

Die Geschichte des Katana wurde durch die Mongolische Invasion Japans angestoßen (1274 und 1281). Die Tachi hatten Probleme die starken gekochten Lederrüstungen der Mongolen zu durchdringen, sie verhakten sich zudem häufig. Tachi und Katana sind Schnittwaffen (entgegen europäischen Schwertern die Hiebwaffen sind). Da das Tachi noch säbelartiger ist als das Katana, machte dies das Durchdringen der Rüstungen noch schwerer, da zähes Leder gut gegen Schnitte schützt. In Reaktion darauf wurden breitere, weniger gebogene und kürzere Schwerter geschmiedet. Diese hießen Uchigatana und waren noch keine „echten“ Katana. Nach modernen Verständnis ist ein Katana kürzer als ein Tachi, jedoch waren diese frühen Prototypen fast gleichlang.

Das Uchigatana, als direkte Abspaltung des Tachi, wurde zwischen 1336 und 1573 weit verbreitet, mit ihm startete direkt die Geschichte des Katana. Zu dieser Zeit wurden sie, aufgrund der vielen Kriege, massenhaft für das Fußvolk produziert und daher billig. Dadurch sind aus dieser Epoche keine Uchigatana erhalten. Die Tachi veränderten sich gleichfalls durch die mongolische Invasion. Die Klingen wurden breiter und der Teil des gehärteten Stahls wurde vergrößert, dadurch konnte länger nachgeschliffen werden.

Ein weiterer Aspekt der zu der Entwicklung des Uchigatana führte ist die Art der Kriegsführung. Auch japanische Heere mit zentausenden Mann führten Zweikampf-basierte Schlachten durch. Gleiches gilt für Samurai-Bogenschützen, denn der Bogen war die eigentliche Hauptwaffe der Samurai. Dies bedeutet, Krieger traten einzeln nach vorne, forderten jemanden und stellten sich dann namentlich vor. Natürlich gibt es von dieser Tradition auch Ausnahmen, auch Japaner kannten den Einsatz von Überraschungsangriffen und Assassinen. Tachi sind lang, was im Vergleich zu kurzen Waffen einen Vorteil bei diesen Zweikämpfen bietet, aber ein Nachteil im dichten Schlachtgedränge wie es die Mongolen verursachten.

Die Mongolen übten Sturmangriffe aus und verschossen dutzende Salven von Pfeilen. Diese Art der Kriegsführung war der japanischen bei weitem überlegen. Ohne unfassbares Glück wäre Japan von den Mongolen eingeebnet worden , denn Japan hatte zu dieser Zeit auch keine schlachterprobten Generäle, die mit der Organisation und dem Bewegen von großen Heeren vertraut wären (mehr als 30 Jahre Friedenszeit). Doch zu Japans Glück versenkten Stürme gleich zweimal die Invasionsflotte, beim zweiten Mal sogar in Kombination mit einem Tsunami. Dadurch ertranken ca. 100.000 Invasoren.

Zur Zeit der mongolischen Invasion waren Schwerter allerdings nicht die erste Wahl des japanischen Fußsoldaten, auch nicht die der Samurai (die hauptsächlich Bogenschützen waren). Dies war die Hochzeit der Naginatas, ein Speer mit einer befestigten Schwertklinge am Ende. Die größere Distanz brachte Reichweitenvorteile. Naginata sind sehr kopflastig, ähnlich den europäischen Piken und Glaven, was sie für Schläge, Schnitte und Stiche geeignet machte. Das Naginata ist etwas komplizierter zu erlernen als der Speer und aufwendiger zu produzieren (mehr Stahl).

Da große Bauernheere aufgestellt wurden und im Schlachtgetümmel Naginatas (durch den ausholenden Bogen) umständlich sind, wurden sie durch simplere Speere abgelöst. Häufig erhielten Bauern lediglich angespitze Bambusstöcke als Speer, während echte Speere nur geübten Truppen zukamen. Es wird angenommen, dass Naginata sich ab dem 8 Jh. entwickelten, alle physischen und schriftlichen Beweise datieren sich jedoch frühestens auf das 12 Jh. (Kamakura Epoche). Belegt ist ein kometenhafter Anstieg der Naginatanutzung durch den Gempei Krieg ab 1185. Ab 1543 war aufgrund der Einführung von Feuerwaffen die Hochzeit der Naginata endgültig vorbei. Weder in Japan noch Europa war das Schwert die erste Wahl.

Japan kannte vor der Invasion noch keine stehende Heere, stattdessen stützten sich die Reiche auf Landbesitzer (die spätere Samurai) und deren Bauern, die diese im Kriegsfall bewaffneten (die späteren Ashigaru). Die Kriegerkaste der Samurai entwickelte sich erst durch die Reaktion auf die zurückgeschlagenen Invasionsversuche der Mongolen mit ihren chinesischen und koreanischen Vasallentruppen. Dadurch wuchs der Einfluss der Militärs stark an. Nach dem Zurückschlagen der Mongolen verfügte Japan über viele ausgerüstete Heere, von denen die meisten nicht bezahlt worden waren. Die Kriegsherren und Familien-Clans taten also was sie schon seit Jahrhunderten taten – sie kämpften um die Vorherrschaft und dabei zerrissen sie das Land in einer Vielzahl blutiger Bürgerkriege. Diese tobten bis 1603 (knapp 300 Jahre) und wurden erst durch die Einigung Japans unter dem Tokugawa Shogunat beendet. Damit begann die Edo-Epoche, 200 Jahre des Friedens und relativen Wohlstandes welches die Kriegerkaste entmachtete, denn sie wurden nicht mehr benötigt. Sie gingen in die Verwaltung und eine Adelsaristokratie mit einer Schwäche für Kunst erreichte ihre Blüte.

Das Katana entwickelte sich kurz vor der Edo-Epoche langsam aus dem Uchigatana heraus. Es wurde Sitte zwei Schwerter am Gürtel zu tragen, die beide dafür etwas kürzer waren, das Katana und das Wakizashi (Katana 60-76 cm, Wakizashi ~45cm). Diese beiden Kurzschwerter wurden immer zusammen geführt. Dies ist insbesondere im Häuserkampf von Vorteil gegenüber dem langen Tachi. Das Katana wurde im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte zum Statussymbol, insbesondere in der Edo-Epoche im 17. Jh. Das Tachi konnte fast immer durch seine andere Tragweise und Aufhängung von dem Katana unterschieden werden. Katana werden mit der Klinge nach oben zeigend getragen, das Tachi immer nach unten zeigend. Die nach oben zeigende Klinge und die besondere Form dieser macht Herausziehen und Schlagen zu einer einzigen schnellen und fließenden Bewegung. Einhergehend mit der Tragweise änderte sich auch die Position der Schmiedesignatur damit diese lesbar war. Außerdem wird das Tachi durch zwei Hänger befestigt, das Katana jedoch in den Wickel gesteckt.

Zu keiner Zeit waren Samurai edle Krieger, sie waren Schlächter und das Leben einer einfachen Person galt ihnen nichts. Wenn jemand aus Ehrengründen Selbstmord begeht und somit seine Ehre höher Schätzt als das eigene Leben, muss dann nicht auch eine Person mit geringer Ehre (etwa ein Bauer) weniger wert sein als jemand mit viel Ehre (Samurai)? Samurai besaßen das typisches Kastendenken einer versteinerten Feudalgesellschaft. Samurais waren berechtigt jeden andern, sofort zu töten der ihnen wiedersprach oder „nein“ sagte. Aufgrund dessen und dem großen Einfluss der Samurai, bis die Europäer Japan gewaltsam öffneten, änderte sich sogar die japanische Sprache. Nicht nur die Eigenschaft nur indirekt Kritik zu üben und niemals direkt nein-zusagen sondern auch der Satzbau. Damit der Samurai möglichst lange zuhören musste bevor ihm klar wurde ob er eine Abweisung hörte.

Über die zwei Personen welche die Einigung Japans möglich machten schrieb Spiegel Online:

„Die energischsten und weitblickendsten der Samurai-Feldherren, Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi, bereiteten Ende des 16. Jahrhunderts das Ende der Bürgerkriegsära und die Einigung des Inselreichs vor. […] Wenig später ging er mit seiner Armee sogar auf Expansionszug und fiel mit 200.000 Mann in Korea ein, um von dort aus China zu erobern. Doch der Feldzug scheiterte und wurde nur durch die ungeheure Brutalität der Samurai berühmt: Die vermeintlich tugendhaften Ritter richteten ein Blutbad an und kehrten 1598 mit 76.000 eingepökelten Ohren ihrer Gegner nach Japan zurück.“ (Qelle Christoph Gunkel: Das alte Japan: Zähne und Klauen des Kaisers, Spiegel Online, 27.09.2011)

Im Prinzip ist die Verklärung des dichtenden Kämpfers ein nostalgisches Relikt der späten Edo-Epoche. Dies ist recht ähnlich der des gerechten Kreuzzüglers in der westlichen Hemisphäre. In der Geschichte der Samurai taucht die Geschichte des Katanas und Verherrlichung erst spät auf. Ende des 19 Jhr. büßten die Samurai ihre Macht ein, durch politische Reformen und einem umfassendem Waffen verbot. Beinahe starb sogar diese wunderschöne Schwertschmiedekunst aus. Erst die Erinnerung an vermeintlich bessere und „ehrenvollere“ Zeiten ermöglichten ein Comeback.

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