Allgemein ist zu beachten, dass diese Informationen nur eine Tendenz darstellen, ausgehend von gleichen Chancen und Trainingsniveau, denn tatsächlich sind einige Waffengattungen anderen überlegen. Trotzdem muss unbedingt verstanden werden, das alle Waffen eine bestimmte Aufgabe erfüllen, diese sehr gut und andere dafür schlechter.
Als Vergleich dient hier die Panzerfaust, sie ist in Reichweite und Durchschlagskraft dem Maschinengewehr überlegen, aber tragen deshalb alle Soldaten eine Panzerfaust? Nein, denn sie hat andere Nachteile. Sie ist schwer, unhandlich, sehr teuer, Deckungsfeuer ist nicht möglich, sie taugt beim Erstürmen wenig, die Munition ist schwer und gefährlich für alle Soldaten im Umkreis und man kann sich selber damit in die Luft sprengen.
Die historische Entwicklung der Waffen führte also nie zu einer „Superwaffe“, viel mehr ist zu verstehen, dass der Nutzen einer Waffe ausschließlich im Kontext zu verstehen ist. So entwickelte sich etwa das Lange Messer als Waffe der Bauern und Bürger, dar diese gar kein Schwert tragen durften. Eine Gegenüberstellung ist hier nicht relevant, denn Personen die damals lebten mussten bei ihrer Waffenwahl Zweck, Art des Einsatzes und Gesetze beachten, genauso wie ihren Geldbeutel.
Natürlich macht die Art der Rüstung einen enormen Unterschied aus beim historischem Schwertkampf. Einige Waffen wurden speziell entwickelt einen Plattenpanzer zu brechen, wie der Rabenschnabel, und sind jedoch zweite Wahl bei ungerüsteten Recken.
Ferner ist das Regelsystem des Kampfes entscheidend. Bei dem heute weitverbreiteten Codex Belli sind, aus Sicherheitsgründen für die Teilnehmer, Stiche gegen das Visier untersagt. Dadurch hat der Anderthalbhänder gegen Schwert mit Schild keine Chance. Würden Kopftreffer oder Fußtreffer zählen (vereinfachte Behauptung), hätte der Anderthalbhänder hingegen gute Chance siegreich zu sein.
Die Art des Kampfes ist ein weiteres entscheidendes Merkmal. Im Schlachtgetümmel sind z. Bsp. Zweihänder überaus schwierig zu führen, aufgrund ihrer Länge (Platzbedarf) und der Gefahr Mitstreiter zu verletzen bzw. hängen zu bleiben. Daher hatten sie Spezialaufgaben wie etwa das Anheben oder Binden von Piken (z. Bsp. Flammberger), damit dann eigene Kämpfer durchbrechen konnten. Im Zweikampf des Historischen Fechten hingen ist diese Waffen eine stärksten überhaupt.
Waffen in der Tabelle:
Waffe: | Einhänder | Einhänder mit Schild | Anderthalbhänder | Zweihänder | Axt mit Schild | Rapier mit Dolch | Speer | |
Einhänderschwert | X | E. m. S | A | Z | A. m. S. | R. m. D | S | |
Einhänder mit Schild | E. m. S | X | A | Z | E. m. S. | R. m. D | S | |
Anderthalbhänder | A | A | X | Z | A | R. m. D. | S | |
Zweihänder | Z | Z | Z | X | Z | Z | S | |
Axt mit Schild | A. m. S | E. m. S | A | Z | X | R. m. D. | S | |
Rapier mit Dolch | R. m. D. | R. m. D. | R. m. D. | Z | R. m. D. | X | S | |
Speer | S | S | S | S | S | S | X |
Der Speer ist allen anderen Waffen überlegen, aufgrund seiner Reichweite kann er aus großer Distanz bedrohen und sowohl einhändig wie zweihändig geführt werden. Blitzschnell sind abwechselnde Stiche gegen Kopf und Beine möglich sowie auch Schnitte.
Der Nachteil ergibt sich im Nahkampf, sobald es dem Gegner gelinkt den Speer auf halber Höhe zu haben (sodass die Klinge hinter ihm hinaus ragt) ist der Speerkämpfer tot. Demnach verfolgt jeder Gegner das Ziel den Sperr zu binden, auszuweichen oder zur Seite zu drücken, um dann den nun wehrlosen Sperrkämpfer zu attackieren. Dies ist jedoch sehr risikoreich, da dafür in den Speer gesprungen werden muss und der Speerkämpfer natürlich auch davon ausgeht, dass genau dies passiert.
Gegen Plattenpanzer hat der Speer schlechte Karten, der Harnisch ermöglicht es einen Treffer „zu riskieren“. Nur noch Achseln, Unterschenkel, Augenschlitze und Hals können entscheidende Treffer gewährleisten. Dies ermöglicht es den Speer mit viel geringerem Risiko zu unterlaufen. Ferner kann der Plattenpanzer als Schild und gleichzeitig als Waffe (das Harnischfechten) genutzt werden.
Sehr viel weniger gut schützen Kettenhemd und Lamellenpanzer gegen Speerstiche. Die Stiche können Kettenringe sprengen und werden vom darunterliegenden Gambeson, bei einem frontalen Volltreffer, nicht aufgehalten.
Im Prinzip sind diese Waffen gleichstark: Das Rapier kann extrem schnell Stiche ausführen (schneller als ein Blocken möglich ist) und der Dolch ermöglicht es auch Zweihänder zu binden. Zudem hat das Rapier dieselbe Länge wie der Zweihänder, wodurch dieser keinen Reichweitenvorteil besitzt. Bemerkt werde aber, dass das Rapier eine der am schwersten zu führenden Waffen ist und durch rohe kraft von einem Zweihänder zur Seite geschlagen werden kann.
Der Zweihänder hingegen kann Hebel nutzen die enorme Kraft gewährleisten und ein brutaler Schlag gegen die Schwäche (die ersten 30 – 50% der Klinge, von der Spitze aus) des Rapiers ist nicht zu blocken – die Waffe wird einfach zu Seite gepresst. Das Rapier ist jedoch so schnell, dass dieses anschließend in einem Schlenker wieder hochgeführt werden kann, wenn kein tödlicher Treffer gesetzt wurde.
Meines Erachtens gewinnt der Zweihänder schlussendlich, denn es ist überaus kompliziert jemand mit einem Rapier kampfentscheidend zu treffen. Ein Hieb mit dem Zweihänder ist knochenzermalmend, ein Stich damit hinterlässt eine klaffende Wunde und kann einen Arm leicht abtrennen oder komplett nutzlos machen. Bei dem Rapier sind hingegen Duelle überliefert in dem der Gegner 30zig mal getroffen wurde bevor er starb. Nur ein direkter Stich in den Kopf, Herz oder in eine Schlagader ist kampfbeendend. Hingegen sind Stiche in Arm, Bauch oder Lunge unangenehm, stoppen den Gegner aber nicht. Unter Umständen nimmt der Zweihandschwertkämpfer einen Treffer in Kauf und haut den Gegner sodann in zwei Stücke. Wahrscheinlich setzt also das Rapier die ersten Treffer, geht aber nicht lebend aus dem Kampf.
Aus der Tabelle konnte fälschlicher Weise abgeleitet werden, dass die Axt eine schlechte Waffe ist, sie hat jedoch ihren Eigenschaften nach, den Einsatz eher im Bereich gegen Rüstungen gefunden. Ein Schwert kommt mit einem normalen Schnitt nicht durch einen Gambeson (gepolsterte Jacke) welche zur Standardausrüstungen im Mittelalter gehörten. Ein Axtschlag bricht jedoch einfach den Knochen darunter oder kann auch den Schild des Anderen wegreißen. Ein Schlag gegen den Helm mit dem Schwert mag rumsen, die Axt spaltet aber ziemlich sicher das Eisen. Im Übrigen sind Äxte sehr viel günstiger zu produzieren.
Wikinger bevorzugten wohl Äxte aus genau diesem Grund, Schwerter waren einfach viel zu teuer, um damit eine Armee auszurüsten (man beachte das Jahrundert und die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Wikinger). Gleichfalls eigneten sich Äxte besser gegen die wattierten Briten und Franzosen anzutreten, welche schon Gambesons nutzten (im Gegensatz zu den Wikingern).
Der letzte Punkt der hier Betrachtung finden soll ist die Kampfweise der axtnutzenden Wikinger. Historisch fochten diese mit ihrem Rundschild als Primärwaffe, mit diesem wurde zuerst angegriffen, die Waffe des Gegners gebunden oder der Gegner geschlagen, anschließend wurde die Axt genutzt um in die geschaffene Lücke zu schlagen.
Mit Äxten ist es sehr viel schwieriger einem Gegner wirksam zu treffen, als mit einem Schwert. Beim Schwert können gleichfalls mehr Schnitttechniken genutzt werden, was es im ungepanzerten Kampf überlegen macht.